Die Rolle der zolltechnischen Prüfungsanstalten
Die zolltechnischen Prüfungsanstalten der EU stellen das wissenschaftliche Fachwissen zur Verfügung, das zur Durchsetzung der europäischen Zollvorschriften notwendig ist.
Zu ihren wichtigsten Aufgaben gehören:
- Chemische Analysen zur Festlegung der zolltariflichen Einreihung und der Abgaben auf Waren
- Kontrolle gefährlicher Stoffe (z. B. Pestizide, Schadstoffe, Rauschgifte, illegale Arzneimittel usw.)
- Ermittlung der Echtheit von Produkten und Verfolgung von Fälschungen
- Bereitstellung von allgemeinem wissenschaftlichen Fachwissen für alle Zolldienststellen
Als solche spielen die europäischen zolltechnischen Prüfungsanstalten eine wesentliche Rolle in folgenden Bereichen:
- Bekämpfung des illegalen Handels (z. B. von Drogen oder Schmuggelware),
- Betrugsbekämpfung,
- Schutz der Verbraucher und ihrer Gesundheit,
- Umweltschutz,
- Unterstützung der Terrorismusbekämpfung und
- Sicherstellung der Integrität der Grenzen.
Das europäische Netzwerk zolltechnischer Prüfungsanstalten
Die Koordinierung der zolltechnischen Prüfungsanstalten der EU findet innerhalb des europäischen Netzwerks zolltechnischer Prüfungsanstalten (CLEN) – ehemals GCL, Gruppe europäischer zolltechnischer Prüfungsanstalten – statt.
Aktuell umfasst das CLEN 89 Prüfungsanstalten und mobile Labors. Die Aktivitäten des Netzwerks werden im Bedarfsfall und auf freiwilliger Basis durch die zolltechnischen Prüfungsanstalten selbst übernommen. Unter bestimmten Bedingungen können zolltechnische Prüfungsanstalten in Drittländern mitwirken.
Seit 1999 verfolgt das CLEN das Ziel, den Einsatz menschlicher und technischer Ressourcen in den europäischen zolltechnischen Prüfungsanstalten zu rationalisieren, zu koordinieren und zu optimieren.
Eine der wichtigsten Aufgaben des Netzwerks besteht darin, Änderungen im Zollumfeld frühzeitig zu erkennen und sicherzustellen, dass die zolltechnischen Prüfungsanstalten in ausreichendem Maße auf aktuelle und künftige Herausforderungen vorbereitet sind.
Durch Netzwerkarbeit und direkte Kontakte zwischen den zolltechnischen Prüfungsanstalten ermöglicht das CLEN den Austausch von Erfahrungen und bewährten Verfahren.
Die Koordinierung durch das CLEN erfolgt durch sechs integrierte Maßnahmen:
- Maßnahme 1 – Laborübergreifendes Verzeichnis analytischer Methoden
- Maßnahme 2 – Ringvergleiche und Methodenvalidierungen
- Maßnahme 3 – Netzwerkarbeit im Bereich Qualität
- Maßnahme 4 – Kommunikation und Strategiee
- Maßnahme 5 – Wissenschaftliches Fachwissen
- Maßnahme 6 – Europäisches Zollinventar chemischer Substanzen
Geschichte der zolltechnischen Prüfungsanstalten
Abgesehen von einigen Neugründungen vor relativ kurzer Zeit sehen die meisten der Prüfungsanstalten, die in der Europäischen Union im Bereich Zoll und Verbrauchsteuern tätig sind, auf eine lange Geschichte zurück.
Die ältesten von ihnen wurden Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet – den Anfang machte 1848 die österreichische zolltechnische Prüfungsanstalt in Wien – und die meisten der Prüfungsanstalten entstanden vor Mitte des 20. Jahrhunderts.
Die europäischen zolltechnischen Prüfungsanstalten in Zahlen
In den Mitgliedstaaten der Europäischen Union gibt es 89 Prüfungsanstalten und mobile Labore.
Die wichtigsten Aufgaben der europäischen zolltechnischen Prüfungsanstalten betreffen:
Aufgaben | Anteil an der Gesamtaktivität |
---|---|
Verbrauch-, Energie- und sonstige Steuern |
32% |
Zolltarifnomenklatur |
30% |
Produktqualität, Betrugserkennung und Gesundheit der Verbraucher |
9% |
Gemeinsame Agrarpolitik |
7% |
Rauschgifte und psychotrope Stoffe |
12% |
Sonstiges (Umwelt, Forensik usw.) |
10% |
Die europäischen zolltechnischen Prüfungsanstalten beschäftigen rund 2 100 Menschen, die meisten davon sind Beamte.
Das Personal der zolltechnischen Prüfungsanstalten besteht aus hochqualifizierten Mitarbeitern, darunter:
- 68 % Analysten
- 15 % wissenschaftliche Berater,
- 6 % Forscher und
- 11 % sonstige Mitarbeiter (Gerichtssachverständige, Trainer, Verwaltungsmitarbeiter usw.).
Das europäische Netzwerk der zolltechnischen Prüfungsanstalten bearbeitet durchschnittlich mehr als 460 000 Proben jährlich, von denen fast 220 000 mit Aufgaben in den Bereichen Zoll und Verbrauchsteuern zusammenhängen.
Diese Proben gliedern sich wie folgt auf:
Art der durch die zolltechnischen Prüfungsanstalten analysierten Proben | % der analysierten Proben |
---|---|
Lebensmittel und Getränke (tierische und pflanzliche Produkte und verzehrfertige Lebensmittel) |
28.8 |
Mineralöles |
22.2 |
Rauschgifte und psychotrope Stoffe / chemische Grundstoffe |
18.7 |
Textilien / Schuhe / Leder und Häute |
8.2 |
Chemische oder industrielle Produkte |
6.1 |
Erze und Grundmetalle |
2.7 |
Komplexes |
2.7 |
Keramik und Glas |
2.6 |
Kunststoff / Gummi |
2.0 |
Tabakerzeugnisse |
1.8 |
Holz / Papier |
1.0 |
Sonstige Arten von Proben |
3.2 |
(Die Zahlen wurden 2016 in den Prüfungsanstalten erhoben)