Mehrwertsteuerlücke: EU-Mitgliedstaaten sind 2020 Mehrwertsteuereinnahmen in Höhe von 93 Mrd. EUR entgangen
Den EU-Mitgliedstaaten sind im Jahr 2020 schätzungsweise 93 Mrd. EUR an Einnahmen aus der Mehrwertsteuer (MwSt.) entgangen – so heißt es im von der Europäischen Kommission veröffentlichten Bericht zur Mehrwertsteuerlücke 2022. Die „Mehrwertsteuerlücke“ – die Differenz zwischen den erwarteten und den tatsächlich eingezogenen Mehrwertsteuereinnahmen in den EU-Mitgliedstaaten – ist damit zwar immer noch extrem groß, ging jedoch um gut 31 Mrd. EUR zurück im Vergleich zu den Werten für 2019. Dieser Anstieg bei der Einhaltung der Mehrwertsteuervorschriften lässt sich bis zu einem gewissen Grad durch die Auswirkungen staatlicher Unterstützungsmaßnahmen erklären, die als Reaktion auf die COVID-19-Pandemie eingeführt wurden und von der Zahlung von Steuern abhängig waren.
Wodurch wird die Mehrwertsteuerlücke verursacht?
Aufgrund von Steuerbetrug und unzureichender Steuersysteme entgehen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) viele Milliarden EUR an Einnahmen aus der Mehrwertsteuer. Die Mehrwertsteuerlücke liefert eine Schätzung der Einnahmeverluste aufgrund von Steuerbetrug, Steuerhinterziehung, Steuervermeidung und -optimierung, Zahlungsunfähigkeit, Insolvenzen sowie fehlerhaften Berechnungen und Verwaltungsfehlern. Weitere Umstände wie z. B. wirtschaftliche Entwicklungen und die Qualität nationaler Statistiken können sich auf die Größe der Mehrwertsteuerlücke auswirken.

Die Mehrwertsteuerlücke – Fakten und Zahlen
Die fehlenden MwSt.-Einnahmen könnten die Kosten decken für:
Bericht 2022
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Warum ist die Überwachung der Mehrwertsteuerlücke wichtig?
Die Unterschiede in der geschätzten Mehrwertsteuerlücke zwischen den Mitgliedstaaten spiegeln die bestehenden Unterschiede hinsichtlich Steuerehrlichkeit, Steuerbetrug, Steuerumgehung, Insolvenz, Zahlungsunfähigkeit und Steuerverwaltung wider.
Es ist wichtig, die Mehrwertsteuerlücke zu überwachen, denn:
- Sie ist ein Indikator für die Leistung der nationalen Steuerverwaltungen bei der Erhebung der Mehrwertsteuer.
- Verlorene Mehrwertsteuereinnahmen wirken sich extrem negativ auf die öffentlichen Ausgaben für öffentliche Güter und Dienstleistungen wie Schulen, Krankenhäuser und Verkehr aus. Die fehlende Mehrwertsteuer könnte auch helfen wenn die Mitgliedstaaten sich bemühen Schulden zu decken, die während der ersten Erholung von der COVID-19-Pandemie entstanden sind, oder ihre Ambitionen bei der Klimafinanzierung zu erhöhen.
- Die Mehrwertsteuer trägt nicht nur zu den nationalen Haushalten bei, sondern ist auch eine Einnahmequelle für den EU-Haushalt. Daher ist es unerlässlich, dass die Arbeit auf EU-Ebene die Maßnahmen der Mitgliedstaaten im Bereich der Mehrwertsteuer ergänzt. Aus diesem Grund hat die Europäische Kommission neue Maßnahmen im Bereich der Mehrwertsteuer im digitalen Zeitalter vorgeschlagen, um die MwSt.-Erhebung zu verbessern und die Mehrwertsteuerlücke zu verringern.
- Schätzungen der Mehrwertsteuerlücke können dabei helfen, gezielte Maßnahmen zu entwickeln und deren Wirksamkeit zu überwachen.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse des Berichts über die Mehrwertsteuerlücke für das Jahr 2022?

Nominal gesehen verringerte sich die Mehrwertsteuerlücke in der EU im Jahr 2020 um mehr als 31 Mrd. € auf 93 Mrd. €. Der Anstieg bei der Einhaltung der Mehrwertsteuervorschriften lässt sich bis zu einem gewissen Grad durch die Auswirkungen staatlicher Unterstützungsmaßnahmen erklären, die oft von der Zahlung von Steuern abhängig waren.

Rumänien verzeichnete 2020 die höchste nationale Mehrwertsteuerlücke mit 35.7% entgangenen Mehrwertsteuereinnahmen. Es folgten Malta (24.1%) und Italien (20.8%). Am kleinsten waren die Lücken in Finnland (1.3%), Estland (1.8%) und Schweden (2.0%). Die höchsten Mehrwertsteuerlücken in absoluten Zahlen wurden in Italien (26.2 Mrd. €) und Frankreich (14 Mrd. €) verzeichnet.
In der gesamten EU betrug die absolute Veränderung der Mehrwertsteuerlücke im Jahresvergleich 2 Prozentpunkte. Insgesamt ging der Anteil der Mehrwertsteuerlücke in 20 Mitgliedstaaten zurück. Am stärksten verringerte sich die Mehrwertsteuerlücke in Ungarn, Deutschland und den Niederlanden (zwischen -4,7 und -4,1 Prozentpunkten in diesen drei Ländern). Neben Deutschland und den Niederlanden ist es Spanien und Lettland gelungen, den Verlust an Mehrwertsteuereinnahmen auf weniger als 5 % der geschuldeten Mehrwertsteuer zu begrenzen. Die größten Erhöhungen der MwSt-Lücke waren dagegen in Kroatien (+ 6 Prozentpunkte) und Zypern (+ 5 Prozentpunkte) zu verzeichnen.
Country | Vat Gap in 2020 (EUR million) |
---|---|
Österreich | 2 660 |
Belgien | 4 784 |
Bulgarien | 379 |
Tschechien | 2 164 |
Kroatien | 466 |
Zypern | 122 |
Dänemark | 1 643 |
Estland | 45 |
Finnland | 281 |
Frankreich | 13 962 |
Deutschland | 11 076 |
Griechenland | 3 178 |
Ungarn | 720 |
Irland | 1 947 |
Italien | 26 217 |
Lettland | 95 |
Litauen | 952 |
Luxemburg | 240 |
Malta | 270 |
Niederlande | 1 714 |
Polen | 5 320 |
Portugal | 1 609 |
Rumänien | 7 421 |
Slowakei | 1 101 |
Slowenien | 206 |
Spanien | 3 396 |
Schweden | 915 |
Frühere Ausgaben des Berichtes zur Mehrwertsteuerlücke
- Bericht 2022: Tabellen Bericht – Grafiken Bericht – Tabellen Länderkapitel
- Bericht 2021: VAT gap in the EU - Report 2021
- Bericht 2020: Study and reports on the VAT gap in the EU-28 Member States
- Bericht 2019: Study and reports on the VAT gap in the EU-28 Member States
- Bericht 2018: Study and reports on the VAT gap in the EU-28 Member States
- Bericht 2017: Study and reports on the VAT gap in the EU-28 Member States
- Bericht 2016: Study and reports on the VAT gap in the EU-28 Member States
- Bericht 2015: Study to quantify and analyse the VAT gap in the EU Member States
- Bericht 2014: 2012 update report to the study to quantify and analyse the VAT gap in the EU-27 Member States
- Bericht 2013: Study to quantify and analyse the VAT gap in the EU-27 Member States
- Bericht 2009: Study to quantify and analyse the VAT gap in the EU-25 Member States